Ein echtes Auto, aber keine echte Gefahr. Möglichst realistisch sollen Jugendliche die Wirkung von Alkohol am Steuer erkennen.
Mit 0,8 Promille Alkohol im Blut sitzt Robin am Steuer eines Ford Fiesta. Seine Reaktionen sind verzögert, sein Sichtfeld ist eingeschränkt, die Fahrt über eine Landstraße macht ihm sichtlich Mühe. Plötzlich blockiert eine Kiste die Fahrbahn, zahlreiche Autos kommen ihm entgegen. In letzter Sekunde hält der Wagen.
Diese Szene ist nicht real, wirkt aber verhältnismäßig realistisch. Das Auto ist echt, Robin bedient Lenkrad, Bremse und Gashebel, bewegt sich aber nicht vom Fleck. Er blickt auch nicht durch die Scheibe sondern in eine VR-Brille, ein System „virtueller Realität“. Straßen und Landschaft werden sowohl in der Brille abgespielt als auch auf eine Leinwand vor dem Wagen projiziert.
In einer Fahrzeughalle der BBS Ammerland in Rostrup verfolgen Robins Mitschüler grinsend die „Fahrt“. Die Verkehrssicherheitskampagne „Don’t drink and drive“ der Spitzenverbände aus den Branchen Bier, Wein, Sekt und Spirituosen war zu Gast an der BBS.
„Dieses System mit der VR-Brille ist europaweit einzigartig“, sagt Andreas Groß von „Don’t drink and drive“. Sein Ziel: „Wir wollen die Schüler nicht erschrecken, sondern ihnen auf Augenhöhe Argumente geben, sich gegen Alkohol am Steuer zu entscheiden.“
Neben dem umgerüsteten Fahrzeug gibt es noch einen Parcours mit einer klassischen Promille-Brille, die ebenfalls einen Eindruck vermitteln soll, wie sich Wahrnehmung, Reaktionen und Gleichgewicht unter Alkoholeinfluss verändern. Mit dieser Brille wird es schon schwierig, Hindernisse zu umgehen oder einen Kugelschreiber vom Boden aufzuheben.
Zudem vermittelt das Team den Jugendlichen auch noch die straf- und versicherungsrechtlichen Konsequenzen von Alkoholfahrten. Gerade die Berufsschulen seien der ideale Ort Fahranfänger zu erreichen, sagt Groß. Als Extra-Motivation verlost die Kampagne an jedem Einsatzort ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC und einmal im Jahr einen Ford Fiesta, den der Gewinner ein halbes Jahr kostenlos nutzen darf. Schirmherr ist Bernd Althusman, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung.
Ob die Erfahrung mit dem virtuellen Rausch wirkt? Für die BBS-Schüler war er vor allem ein ziemlicher Spaß.
Quelle:
Foto:Hightech gegen Alkohol am Steuer: Schüler Robin fährt mit VR-Brille und simulierten 0,8 Promille durch eine virtuelle Landschaft.. – Christian Quapp