Der neue künstlerische Direktor Pierre Audi lässt aufhorchen: Das Festival d’Aix-en-Provence wagt Neues – und bleibt sich doch treu.
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Virtuelle Welten
Den Blick in eine mögliche Zukunft der Oper lieferte der niederländische Komponist Michel van der Aa, ein Pionier im Feld des mit neuen Medien erweiterten Musiktheaters. Er zeigte unter anderem sein jüngstes Werk «Eight», ein Virtual-Reality-Musiktheater.
Mit VR-Brille und Kopfhörer bewegt man sich einzeln durch diese Installation und erkundet so diverse optische und akustische Welten.
Eine virtuelle Frauenfigur führt den Besucher erst durch einen Korridor mit klingenden Wänden, dann in ein unendliches Universum, in eine Grotte oder durch eine spektakuläre Berglandschaft. Elektronik und verschiedenen Stimmen ergänzen die optische Szenerie – eine avancierte, ambientartige Musik.
Oper trifft auf Game
Das Ganze dauert rund 15 Minuten. Es ist ein eindrückliches und teilweise interaktives Erlebnis an der Grenze zum Videogame. Die Installation entstand denn auch in einem Labor, wo sonst Games entwickelt werden.
Damit werden die unterschiedlichsten virtuellen Musiktheaterwelten denkbar: Mit andersartiger Musik, mit narrativer oder nicht-narrativer Handlung, mit mehreren virtuellen Akteuren und auch als gemeinsames Erlebnis mit einem grösseren Publikum.
Ergänzende Infos:
Weitere Informationen stehen auf der offiziellen Webseite.
Das Stück “Eight VR” wurde von Grund auf für Virtual Reality komponiert und entwickelt.
Gelangweilt von Sitz-VR-Konzerten entwickelte der niederländische Komponist Michel van der Aa die Idee zu seiner ersten VR-Oper: In “Eight” sollen Musik und visuelle Welt zu einer Einheit verschmelzen. Dafür entwarf er mit seinem Team eine fortschrittliche VR-Installation mit Ganzkörper- und Gesichtstracking.
In der Geschichte bewegt man sich rückwärts durch die einschneidenden Momente des Lebens einer Frau. Die größte Herausforderung sei die Entwicklung der Charaktere gewesen.
Am Anfang habe das Team nach hohem Realismus gestrebt, diesen aber nicht erreicht – und dadurch eher unheimlich gewirkt. Letztlich entschieden sich die Entwickler für eine Darstellung im Digitalstil, bei dem die Charaktere immer wieder durch visuelle Fehler verzerrt werden, so als hätte die Matrix Aussetzer.
Die Technologie steht für van der Aa jedoch nicht im Mittelpunkt, sie agiere immer im Dienste der Idee.
“2030 lacht jeder über unsere Installation. Aber es geht nicht um die Technologie. Es geht um die Story, die die Leute erleben. Alte Filme auf VHS können mich noch immer enorm bewegen. Im Zentrum steht nicht das Vehikel, sondern der Inhalt”, sagt van der Aa.
Rund 15 Minuten geht das Stück, das ist laut van der Aa die optimale Dauer: “Wir haben viele Tests gemacht mit dem Publikum. Es existiert ein Limit, wie lange VR komfortabel ist. […] Nach 15 Minuten wird einigen Leuten übel.”
Quelle:
https://www.srf.ch/kultur/musik/festival-d-aix-en-provence-ist-das-die-zukunft-der-oper