Mit 19 Jahren schon Unternehmer: Diesen Traum erfüllt sich Domenik Klingenbrunn mit seinem Start-up Real2Web, das sich gerade in der Gründungsphase befindet. Unterstützung holte sich der Lohrer dafür beim Digitalen Gründerzentrum Starthouse und seinem Vater Oliver, der vor anderthalb Jahren selbst ein Start-up ins Leben gerufen hat.
Die Geschäftsidee, die der 19-Jährige mit seinem Vater entwickelt hat und nun im gemeinsamen Start-up umsetzen will, soll „Realität digital darstellen und erlebbar machen“. Alle Welt spricht von der virtuellen Realität, doch häufig bildet sie nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit ab – ein virtueller Museumsrundgang hier, ein digitaler Verkaufsraum da.
Doch Real2Web kommt es laut Oliver Klingenbrunn „auf die Verknüpfung von Einzelorten an, die regional zusammengehören, um diese digital gemeinsam zugänglich und damit in der Summe interessanter zu machen“. Am vergangenen Mittwochabend stellten Vater und Sohn ihre Geschäftsidee in der digitalen Veranstaltung „Starthouse Spotlight“ vor.
Rundgänge und Produkte
Dabei zeigten sie am Beispiel Lohr, wie sie 360-Grad-Panoramen zu Rundgängen mit Produktpräsentationen verknüpfen wollen. „Hierbei setzen wir nicht nur auf Bilder, sondern reichern sie so an, dass der Besucher so mit dem Ort interagieren kann, als wäre er in echt dort“, erklärte Oliver Klingenbrunn.
Von Einzelhandel und Gewerbe über Tourismus und Kultur bis zur Verwaltung reicht das Spektrum an Einsatzmöglichkeiten: Ein Tourist soll sich beispielsweise von zu Hause aus im Hotel virtuell umsehen und ein Zimmer buchen können. Das Geschäft nebenan bietet seinen Kunden an, die Waren digital zu betrachten und sich im integrierten Live-Chat vom Verkäufer beraten zu lassen. Immobilienmakler könnten virtuelle Rundgänge bereitstellen, damit sich Interessenten einen ersten Eindruck verschaffen können. „Ich habe keine Branche, auf die ich mich spezialisieren werde, sondern bin für jeden offen“, betont Domenik Klingenbrunn.
Tipps von anderen Gründern
Offen ist der 19-Jährige, der sich seit Anfang Mai im Digitalen Gründerzentrum in Lohr eingemietet hat, auch für konstruktive Kritik und Tipps von Starthouse-Leiterin Anja Güll und den anderen Gründer-Teams dort. Das Netzwerk, das neben Start-ups auch etablierte regionale Unternehmen umfasst, hält Domenik Klingenbrunn für sehr hilfreich. Die Geschäftsidee des Vater-Sohn-Gespanns ist erst sechs Wochen alt. Es gibt also noch viel zu tun.
Dementsprechend anstrengend ist derzeit der Arbeitsalltag des jungen Unternehmensgründers. 40 Stunden in der Woche sind für die Ausbildung reserviert. Danach geht er noch drei bis vier Stunden ins Büro, um sein Start-up voranzubringen. Ab nächster Woche will der Lohrer anfangen, in der Region erste Kunden zu gewinnen.
Domenik Klingenbrunn ist bei Real2Web für das operative Geschäft zuständig. Er macht die Fotos, kümmert sich um den Vertrieb und lässt sich von seinem Vater in die Buchhaltung einführen. „Mein Vater ist eher als Mentor da, weil er die Erfahrung im Vertrieb hat“, sagt der 19-Jährige. Die Zusammenarbeit bezeichnet er als „mega“. Dabei bemühen sich die beiden, Geschäftliches und Privates so gut wie möglich zu trennen. „Wenn wir am Esstisch sitzen, dann reden wir nicht über die Arbeit“, betont er.
Seine Familie habe ihn beim Wunsch, sich selbstständig zu machen, immer unterstützt, erzählt Domenik Klingenbrunn. Aus dem Freundeskreis gab es nach seiner Aussage ebenfalls nur positive Resonanz, auch wenn einige es erst mal krass gefunden hätten, dass er schon ein Start-up gründet. Er versteht die Reaktion, schließlich sei 19 noch nicht ganz so alt. „Aber bisher war es eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe“, betont er.
Mit einer VR-Brille
Bei „Starthouse Spotlight“ zeigte das Gründerteam den Teilnehmern auch, wie sich ihr Produkt mit einer VR-Brille verwirklichen lässt. „Durch die Technologie fühlt sich der Kunde so, als wäre er wirklich drin“, betonte Domenik Klingenbrunn.
Er bewegte sich dabei durch das virtuelle Starthouse, betrat neue Räume und demonstrierte an einer Zimmerpflanze die integrierbare Onlineshopping-Option. Egal ob Mode-Boutique, Schuhladen oder Autohaus, jeder könne das buchen, erläuterte der 19-Jährige.
Bei der anschließenden Fragerunde meldete sich die Vorsitzende der Lohrer Werbegemeinschaft, Angelika Winkler, zu Wort. Sie zählte die Smartphone-App Lohr on Plan, die regionale Verkaufsplattform Mainlokalshop und Watch my city auf, eine Internetseite, die 360-Grad-Touren von öffentlichen Plätzen, Restaurants und Geschäften in Lohr beinhaltet. Da es schon viele verschiedene Bausteine gebe, fragte Winkler, wie eine Überfülle vergleichbarer Informationsangebote vermieden werden könne.
Oliver Klingenbrunn antwortete, dass das, was vorhanden und gut sei, ohne Weiteres integriert werden könne: „Wir wollen hier keinen Verdrängungswettbewerb aufbauen, sondern die Lücken in der Tiefe auffüllen, damit das Gesamtangebot interessant wird.“ Vater und Sohn haben eine Vision.
Wenn sie diese umsetzen, dann können irgendwann viele Menschen die virtuelle Welt durch die Augen der beiden Klingenbrunns sehen und darin flanieren, kommunizieren und konsumieren.
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