Igus möchte Vertrieb und Engineering in die virtuelle Welt bringen. Dazu wurde jetzt das Iguversum als Vorbereitung auf das Metaverse präsentiert. In diesem können Produkte mit einer VR-Brille virtuell betrachtet oder ganze Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge gemeinsam mit Ingenieuren sowie Materialexperten in dem virtuellen Raum geplant werden.
Einige Unternehmen haben sich bereits in Richtung Industrial Metaverse aufgemacht. Nun schließt sich ihnen auch der Kunststoffspezialist Igus an.
Um die Potenziale des allgemeinen Metaverse zu verdeutlichen, weisen die Kölner auf das Computerspiel Fortnite hin: „Es zeigt wie mächtig ein digitales Paralleluniversum werden kann. Das Computerspiel ermöglicht es Menschen, in einer 3D-Simulation an sozialen Events teilzunehmen. 12,3 Mio. Spieler versammelten sich im April 2020 im virtuellen Raum, als Rapper Travis Scott mit einem Avatar ein digitales Konzert gab.“ Ähnlich bedeutend könnte aus Sicht der Kölner ein digitales Paralleluniversum für Industrie und Wirtschaft werden. „Wir verfolgen die Vision des Iguversums, ein virtueller Raum, in dem nicht nur alle unsere Produkte als digitale Zwillinge erlebbar sind“, sagt Igus-Geschäftsführer Frank Blase. „Kunden aus aller Welt sollen im Iguversum in Zukunft die Möglichkeit haben, gemeinsam mit Ingenieuren und Projektverantwortlichen Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge zu entwickeln sowie in die Projekte und Anwendungen einzutauchen – und zwar zeit- und kostensparend.“
Vertrieb im virtuellen Raum
Große Potenziale sieht Igus für den Vertrieb im virtuellen Raum. Einen Vorgeschmack erhielten Besucher der Messe IAA Transportation 2022 in Hannover. Auf dem Igus-Stand konnten sie sich Virtual-Reality-Brillen aufsetzen und gemeinsam mit Mitarbeitenden einen ersten Blick auf die Anfänge des Igus-eigenen Metaversums werfen. „Dort betrachten sie zukünftig 3D-Modelle von Produkten wie Energieketten in einem 360-Grad-Rundumblick von allen Seiten. Sie erleben ohne Anreise die Infrastruktur von Igus, etwa das 3.800 m2 große Testlabor in Köln, oder tauchen in Anwendungen ein, in denen Igus-Bauteile verwendet werden“, eißt es von Unternehmensseite. Diese reichen von einem Kunststoff-Fahrrad über einen futuristischen Mini-Van mit Iglidur-Gleitlagern, Drylin-Linearführungen und E-ketten bis hin zur Ölplattform, wo das modulare Energiekettensystem E-Loop zum Einsatz kommt. „Eindrücke, die mit klassischen Medien wie Katalogen, Broschüren und Multimedia-Präsentationen, aber auch Videos oder bisherigen 3D-Objekten längst nicht so eindrucksvoll und lebensecht zu vermitteln sind“, stellen die Experten heraus.
„Wir begeben uns mit dem Iguversum auf einen neuen Weg des Präsentierens, Verkaufens und Engineering“, unterstreicht F. Blase. „Für viele ist das Metaverse noch Neuland. Auch wir wollen dazu lernen und diesen Weg daher gemeinsam mit unseren Kunden gehen. Ein Weg mit viel Potenzial für den Vertrieb der Zukunft.“ So könnten sich bei Kundenbesuchen Vertriebler und Kunden eine VR-Brille aufsetzen und ins Iguversum abtauchen. „Studien zeigen: Es ist bis zu neunmal wahrscheinlicher, dass sich Kunden an Erlebnisse in der virtuellen Realität erinnern und so schneller verstehen“, so F. Blase.
Das Engineering in der virtuellen Welt
Igus stellt heraus, dass digitale Zwillinge von Produkten und Infrastruktur lediglich eine Expansionsstufe des Iguversum seien. Zukünftig sollen Kunden, Ingenieure und Materialexperten als Avatare im digitalen Raum zusammenkommen und dort ganze Engineering-Projekte durchführen können. Dies soll dann schneller und reibungsärmer geschehen, als es in der physischen Welt allein möglich ist. In einer weiteren Stufe überlegt das Unternehmen, sein Iguversum um eine B2B-Plattform für andere Hersteller zu erweitern. Sie könnten dann ebenfalls Maschinen und Anlagen im virtuellen Raum präsentieren, sofern sie Bauteile von Igus verwenden.
In einer Meldung verweis Igus zusätzlich auf eine Prognose des US-Marktforschungsunternehmens Gartner: „Schon 2025 würden digitale Kanäle 80 % der B2B-Vertriebsinteraktionen zwischen Lieferanten und Käufern abbilden.“ Igus hingegen will mit der B2B-Plattform eine wachsende Referenzdatenbank für Motion Plastics schaffen, die zudem noch virtuell begehbar ist.
Verkauf per Augmented Reality
Per Augmented Reality können Kunden einen Röntgenblick ins Innere von Produkten und deren Mechanik werfen. Ein Beispiel hierfür: die Energiekette der Serie triflex TRX (Quelle: igus GmbH)
Darüber hinaus setzt Igus auf eine neue Form des digitalen Verkaufens und Präsentierens per Augmented Reality (AR), die erweiterte Realität. Ein Beispiel hierfür: die Energiekette der Serie Triflex TRX. „Vertriebsmitarbeiter und Kunden hatten früher kaum eine Chance, ins Innere einer geschlossenen Musterkette zu blicken. Einige mechanische Prinzipien, die vor allem bei der Triflex TRX besonders sind, blieben der Vorstellungskraft überlassen“, geben die Experten an. Hier soll eine Augmented-Reality-Anwendung die Karten neu mischen: Aktiviert der Mitarbeiter die Software auf seinem Smartphone über einen QR-Code auf der E-Kette, überlagert die Anwendung das Produkt auf dem Screen mit einem animierten virtuellen Zwilling. „So wird eine Art Röntgenblick ins Innere der Kette auf die Mechanik möglich. Erklärungsbedürftige Produkte werden somit anschaulich und lebendig“, heißt es aus dem Haus Igus.
Quelle:
Foto: Mit dem Iguversum möchte Igus eine digitale Welt erschaffen, die Vertrieb und Engineering auf das Metaverse vorbereitet (Quelle: Igus)