Die rasante Einführung von künstlicher Intelligenz (KI) im Arbeitsumfeld verändert grundlegend, wie wir arbeiten. Ein Microsoft- und LinkedIn-Bericht zeigt, dass 75 % der globalen Wissensarbeiter bereits KI nutzen, um ihre Aufgaben effizienter zu gestalten. Dies entlastet die Mitarbeiter von übermäßigen Aufgaben, fördert Kreativität und ermöglicht es ihnen, sich auf höherwertige Arbeiten zu konzentrieren. Die Integration von KI wird als ebenso transformativ angesehen wie der Übergang von Schreibmaschinen zu Computern, wobei 41 % der Führungskräfte erwarten, Geschäftsprozesse innerhalb der nächsten fünf Jahre komplett neu zu gestalten.
Auch im Bereich Lernen und Entwicklung (L&D) erkennen Fachleute die Vorteile von KI. Von der Automatisierung routinemäßiger Aufgaben bis hin zur Schaffung personalisierter Lernerfahrungen erstreckt sich die Anwendung von KI in L&D über ein breites Spektrum. Diese Reise beginnt mit der Prozessoptimierung, geht weiter zur personalisierten Lernumgebung, gipfelt in einer nahtlosen Unterstützung des kontinuierlichen Lernens im Arbeitsprozess und wird durch die Integration von 3D-Technologie und VR/AR bereichert. Jede Stufe bietet einzigartige Vorteile und Herausforderungen.
Stufe 1: Effizienzsteigerung im Instructional Design
Auf der grundlegendsten Ebene optimiert KI den Instructional Design Prozess und macht ihn effizienter. KI-Tools können Aufgaben wie das Erstellen von Videos, das Generieren von Voiceovers, das Entwerfen von Wissensfragen und vieles mehr automatisieren. Dies beschleunigt die Arbeit der L&D-Teams erheblich. Trotz der Automatisierung bleibt jedoch der Bedarf an L&D-Experten bestehen, um sicherzustellen, dass Trainingsmaterialien effektiv und auf die Leistungsziele abgestimmt sind. Es besteht die Gefahr, dass schlecht ausgebildete Fachkräfte minderwertige Trainings erstellen, wenn sie KI-Tools ohne ausreichende Kenntnis nutzen. Daher ist es entscheidend, dass L&D-Profis diese Tools beherrschen, bevor andere sie eigenständig anwenden.
Stufe 2: Personalisierung des Lernens im großen Maßstab
In der zweiten Stufe ermöglicht KI direkte Interaktionen mit den Lernenden, um personalisierte Lernerfahrungen zu schaffen. Dies umfasst KI-gestützte Chatbots, die in Echtzeit Unterstützung und Feedback geben, sowie KI-gesteuerte eLearning-Interaktionen, die individuelles Feedback bieten. Diese personalisierten Lösungen passen sich den Bedürfnissen jedes Lernenden an und bieten maßgeschneiderte Lernressourcen und Szenarien, die direkt auf die berufliche Praxis anwendbar sind. Dies führt zu einer höheren Effektivität und Relevanz des Lernens im Vergleich zu traditionellen, standardisierten Ansätzen.
Stufe 3: Nahtlose Integration von KI in den Lernprozess
Das höchste Niveau der KI-Integration in L&D ist erreicht, wenn KI nahtlos in den Lernprozess eingebettet ist, sodass ihre Präsenz kaum noch wahrgenommen wird. KI wird Teil des Arbeitsablaufs und bietet just-in-time Unterstützung und Anleitung, die die Leistung verbessern, ohne den Arbeitsfluss zu unterbrechen. Beispiele sind integrierte Plattformen, die allgegenwärtige Unterstützung bieten, und KI-gestützte persönliche Assistenten, die proaktiv auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen. Diese tiefgreifende Integration erfordert nicht nur technische Umsetzung, sondern auch die Gestaltung intuitiver und relevanter Lernlösungen, die sofortige Bedürfnisse der Lernenden erfüllen.
Stufe 4: Integration von 3D-Technologie und VR/AR
Die Integration von 3D-Technologie sowie Virtual und Augmented Reality (VR/AR) stellt die nächste Stufe der Lern- und Entwicklungsrevolution dar. Diese Technologien ermöglichen immersive Lernumgebungen, die weit über herkömmliche eLearning-Methoden hinausgehen. Durch den Einsatz von VR/AR können Lernende in realistische 3D-Simulationen eintauchen, komplexe Szenarien üben und interaktive Aufgaben in einer sicheren, kontrollierten Umgebung bewältigen.
3D und VR/AR in L&D ermöglichen:
- Realistische Simulationen und Praxisnahe Übungen: Lernende können in einer virtuellen Umgebung realitätsnahe Szenarien durchspielen, die ihre praktischen Fähigkeiten verbessern und das theoretische Wissen anwenden lassen.
- Interaktive und Engagierende Lernmodule: VR/AR-Technologien bieten interaktive Lernmodule, die die Aufmerksamkeit und das Engagement der Lernenden steigern und komplexe Inhalte auf verständliche Weise vermitteln.
- Sicheres Lernen in Risikoreichen Szenarien: Berufe, die gefährliche oder teure Ausbildungsumgebungen erfordern, können von VR/AR-Simulationen profitieren, indem sie risikofreie Lernumgebungen schaffen, in denen Fehler keine realen Konsequenzen haben.
Zwei zentrale Thesen:
- Die Integration von KI, 3D und VR/AR fördert eine tiefere und praxisnahe Lernerfahrung: Durch die Kombination dieser Technologien werden Lerninhalte realistischer und anwendungsorientierter, was zu einem besseren Verständnis und einer höheren Relevanz des Gelernten führt.
- Immersive Technologien verbessern die Lernbereitschaft und das Engagement der Lernenden: VR/AR und 3D-Simulationen bieten interaktive und ansprechende Lernumgebungen, die die Motivation der Lernenden steigern und den Lernprozess effektiver gestalten.
Diese vierstufige Reise der KI-Integration, ergänzt durch 3D und VR/AR, zeigt, dass die Nutzung von Technologie im Lernen und in der Entwicklung nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Herausforderung ist. Erfolgreiche Implementierung erfordert sowohl technisches Know-how als auch ein tiefes Verständnis der Lernbedürfnisse und -prozesse.
Quelle:
Torsten Fell