Ein archäologisches Museum der Extraklasse: Das Museum für Antike Schiffahrt in Mainz zeigt nicht die gewöhnliche Meereswelt der Archäologen, übersät mit Scherben, Wracks und zerbrochenen Skulpturen. Nein, mit Hilfe digitaler Technik, Virtual-Reality-Brille und Kopfhörer können Besucher den Meeresgrund und ein römisches Schiffswrack erleben, als wäre es gerade erst gesunken.
Mit Wein beladene Galeere: Ein Glücksfall für die Archäologie
1967 wurde in der Küste vor dem kleinen Mittelmeerhafen von La Madruage de Giens ein Schiffswrack entdeckt, das aus römischer Zeit stammt. In den Folgejahren haben Taucher die Überbleibsel des Handelsschiffs, 20 Meter unter der Wasseroberfläche, Schritt für Schritt freigelegt und untersucht.
Wohl kaum ein Unterwasserfund weltweit ist so gut dokumentiert wie dieser: Ein Glücksfall für die Archäologie, sagt Dominik Kimmel, Projektleiter beim Mainzer Museum für antike Schiffahrt.
Verlust für den antiken Weinhändler: ungefähr drei Eisenbahnwaggons
Und großes Pech für einen unbekannten Weinhändler aus dem ersten Jahrhundert vor Christus, denn der hat damals wohl einen herben Verlust erlitten: „Das Schiff hatte ungefähr 6.000 Amphoren Rotwein geladen, und in jede Amphore passten ungefähr 25 Liter hinein.“ Knapp drei Eisenbahnwaggons voll Wein sind damals an der heute französischen Mittelmeerküste verloren gegangen.
In die Galeere abtauchen – mit VR-Brille und Kopfhörer
Heute muss man sich nicht einmal mehr die Füße nass machen, um das Schiffswrack genau zu erkunden. Es genügt, ins Mainzer Museum für antike Schifffahrt zu kommen und eine 3D-Brille über den Kopf zu ziehen. Um das Versinken des Museumsbesuchers in der virtuellen Realität, perfekt zu machen, gibt es außer der Brille auf die Augen noch Kopfhörer auf die Ohren.
In der Hand hält man ein Bedienelement, mit dem sich in den virtuellen Raum hineingreifen lässt. Zum Beispiel, um eine der im Wrack verstreuten Amphoren herumzuschleudern. Aber natürlich lassen sich darüber auch Informationen aufrufen.
Auf dem Meeresgrund herumlaufen und Informationen aufnehmen
Sechs Informationstafeln liegen verstreut im Schiffswrack. Wenn man sie greift, werden Baupläne des Originalschiffs in den Raum projiziert. So lässt sich lernen, wie die Seefahrer damals Wasser aus dem fahrenden Schiff pumpen konnten oder wie die 6.000 Amphoren gestapelt wurden.
Dominik Kimmel erklärt, dass sie im Museum mit Virtual Reality Dinge zeigen können, die nicht mehr da sind. „Gerade in der Archäologie sind ja viele von den Funden vergangen, sind zerstört, nicht mehr erhalten. Nun können die Besucher dieses Wrack vor Ort in virtueller Realität erleben.“
Mixed Reality als nächster Schritt
Das ist nur der erste Schritt. Ab November soll zusätzlich die „Mixed Reality“ Zone eröffnet werden. Ein verkleinerter Nachbau des Schiffswracks steht schon bereit. Es fehlen noch Hologramme, die in der virtuellen Realität zusätzlich in den Raum projiziert werden.
Momentan testet das Museum, welche VR-Anwendungen am besten funktionieren. Deshalb werden die Reaktionen der Museumsbesucher genau ausgewertet. Noch liegen keine genauen Ergebnisse vor, aber das Projekt scheint gut angenommen zu werden. Welche virtuellen Rundgänge hier in Zukunft wohl noch möglich sein werden?
Quelle:
https://www.swr.de/swr2/kultur-info/im-museum-fuer-antike-schiffahrt-mainz-virtuell-eine-galeere-besichtigen/-/id=9597116/did=22654072/nid=9597116/am5ww5/index.html
Foto: Computeranimation im Mainzer Museum für antike Schiffahrt: Auf einem Bildschirm sehen Besucher die Weinladung einer versunkenen Galeere.