Das Wormser Nibelungenmuseum ist kein klassisches Museum. Relikte gibt es nicht, stattdessen moderne Medien. Mit der VR-Station des „schaz“-Projekts wird das Angebot erweitert.
Dustin hat kein Gesicht mehr. Hände und Arme sind vorhanden. Aber ansonsten besteht der Oberkörper des Teenagers an diesem Nachmittag im Nibelungenmuseum aus einem roten Kapuzenpulli, ein paar Haaren – und einer übergroßen Brille. Das schwarze Monstrum verdeckt beinahe vollständig das Gesicht des 14 Jahre alten Schülers.
Ob sich Dustin freut? Ob er strahlt? Wir können nur Vermutungen anstellen. Oder ihn fragen. „Das ist lustig“, sagt er später, wieder mit Gesicht und ohne Brille. Dustin geht auf die Pfrimmtal-Realschule plus. Er und die anderen Teilnehmer der Museums-AG der Schule sind die ersten, die im Nibelungenmuseum die neue VR-Station ausprobieren. Die Abkürzung VR steht für „Virtual Reality“, virtuelle Realität also. Mit dem Rheinland-Pfalz-Tag und der Spiele-App „schaz“, die ein Team der Hochschule für das Landesfest entwickelt hat, hat die virtuelle Realität in Worms Einzug gehalten. Teil des „schaz“-Projekts zum Rheinland-Pfalz-Tag waren neben der Spiele-App auch die virtuellen Welten, in die sich die Wormser an VR-Stationen katapultieren lassen können. Beim Spectaculum mit Rittern kämpfen, obwohl gerade gar kein Mittelalter-Markt stattfindet? Bei Jazz & Joy auf der Bühne stehen? Bei den Nibelungen-Festspielen dabei sein? Auf dem Backfischfest Riesenrad fahren? Das mittelalterliche Worms besuchen? Die Entstehungszeit des Nibelungenlieds miterleben? Das alles geht an einer VR-Station des „schaz“-Projekts.
Und das Nibelungenmuseum besitzt nun eine solche Station, die samt schwarzer Brille, Steuer-Griff und Bildschirm im Mythenlabor steht. Dort fällt sie erst einmal gar nicht so sehr auf. Denn das Nibelungenmuseum ist ohnehin kein klassisches Museum, in dem sich Exponat an Exponat reiht. Kein Original-Schwert, mit dem am Burgunderhof gekämpft wurde, keine Tarnkappe von Alberich. Das Konzept des Museums basiert auf modernen Medien wie einem Multimedia-Guide. Vor diesem Hintergrund passen die VR-Station und das Nibelungenmuseum perfekt zusammen. Das Museumsteam ist geschult im Umgang mit der VR-Station, sodass die Mitarbeiter den Besuchern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Am ersten und dritten Freitag im Monat können Besucher jeweils zwischen 14 Uhr und 17 Uhr, betreut vom Museumsteam, an die VR-Station. Eintritt muss dafür nicht gezahlt werden. Gruppen oder einzelne Besucher, die die VR-Station an anderen Tagen ausprobieren wollen, können dies nach vorheriger Absprache mit dem Museum tun. Die VR-Station wird dauerhaft im Nibelungenmuseum bleiben. Möglich machen dies die Kultur und Veranstaltungs GmbH (kvg), die das „schaz“-Projekt in Auftrag gegeben hatte und jetzt die Hardware zur Verfügung stellt, sowie die Hochschule, die die technische Umsetzung vor Ort unterstützt hat. Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek, Jens Thiele, Prokurist der kvg, und Hochschul-Professor Alexander Wiebel überzeugten sich im Mythenlabor davon, dass die VR-Station angenommen wird.
Die Schüler der Museums-AG, die FSJler Mario Grünewald ins Mythenlabor begleitet hatte, hatten auf jeden Fall ihren Spaß. „Das sieht sehr interessant aus“, freute sich Tim (12), dass er bald an die Reihe kommt. Aber zunächst war noch Dustin an der VR-Station am Zug. Wahrscheinlich mit einem großen Grinsen hinter der Brille.
Quelle:
https://www.wormser-zeitung.de/lokales/worms/nachrichten-worms/vr-station-eroffnet_19948603
https://nibelungen-kurier.de/virtuelle-realitaet-im-nibelungenmuseum-worms/